III Dokmentation und Datensätze

Staaten

Reuß-Ebersdorf (1820-1823)

 

Staatsgebiet

Das Staatsgebiet des Fürstentums Reuß-Ebersdorf liegt in Mitteldeutschland. Es besteht aus den sechs getrennt voneinander liegenden Landesteilen Thimmendorf-Ruppersdorf, Wurzbach-Oßla, Ebersdorf, Exklave Titschendorf, Forst Waidmannsheil und Hirschberg sowie einer kleinen Exklave südlich von Ebersdorf. Angrenzende Staaten der sechs Landesteile von Reuß-Ebersdorf sind die reussischen Fürstentümer Reuß-Lobenstein, Reuß-Schleiz, Reuß-Greiz und die zum Kondominat Fürstentum Gera gehörende Pflege Saalburg sowie der preußische exklavierte Kreis Ziegenrück, das Königreich Sachsen, das Königreich Bayern, das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld und das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Das Kondominat Fürstentum Gera steht unter gemeinsamer Verwaltung der Fürstentümer Reuß-Schleiz, Reuß-Ebersdorf und Reuß-Lobenstein. Hauptstadt und Regierungssitz ist Ebersdorf. Das Residenzschloss befindet sich ebenfalls in der Hauptstadt. Eine zweite, gemeinsame Regierung der Fürstentümer Reuß jüngere Linie befindet sich in Gera. Nach dem Tod des letzten Fürsten von Reuß-Lobenstein 1824 wird Reuß-Ebersdorf mit Reuß-Lobenstein zum Fürstentum Reuß-Lobenstein und Ebersdorf vereinigt.

 

Geographie/Topographie

Für die Fläche des Fürstentums Reuß-Ebersdorf liegen für das Jahr 1820 keine genauen Angaben vor. Der GIS-Wert beträgt 147km².Reuß-Ebersdorf liegt in Thüringen. Das Fürstentum ist ein waldreiches, aber nicht besonders fruchtbares Hochland an der Ostseite des Frankenwaldes und an der oberen Saale. Hauptgewässer sind Saale und Selbitz. Das Klima ist gemäßigt, um den Frankenwald etwas rauer.

 

Geschichte bis 1815/20

Reuß-Ebersdorf gehört zur Familie der Reußen, die seit dem 12./13. Jahrhundert als Vögte von Weida, Gera und Plauen im Bereich des nach ihnen benannten Vogtlandes im thüringischen Raum nachweisbar sind. Aufgrund dynastischer Beziehungen eines Vorfahren der Linie Reuß-Greiz zu Russland führen sie den Beinamen "Ruthenus" (Reuß). Reuß-Ebersdorf gehört zur 1564 durch Teilung entstandenen jüngeren Linie Reuß und spaltete sich 1678 von der Linie Reuß-Lobenstein ab. Nach dem Tod des letzten Grafen von Reuß-Hirschberg 1711 wurde das Gebiet unter Reuß Lobenstein und Reuß-Eberdsorf aufgeteilt, wobei Ebersdorf unter anderem die Gebiete um die Residenz Hirschberg erhielt. Im Jahre 1806 wurde Reuß-Ebersdorf in den Reichsfürstenstand erhoben. 1807 trat es zusammen mit den anderen reussischen Fürstentümern dem Rheinbund bei.

 

Staats- und Regierungsform, Herrscherhaus

Das Fürstentum Reuß-Ebersdorf ist eine Monarchie. Die regierenden Fürsten stammen aus der Reuß-Ebersdorfer Linie des Hauses Reuß jüngere Linie. Seit dem 12. Jahrhundert nennen sich alle männlichen Mitglieder des Hauses Reuß Heinrich. Mit dem Geschlechtsvertrag von 1668 ist festgelegt, dass die ältere Linie bis Hundert zählt, während die jüngere Linie jedes Jahrhundert neu zu beginnen hat. Seit 1779 regiert der 1806 zum Fürsten erhobene Heinrich LI. (reg. 1779-1822). Ihm folgt Heinrich LXXII. (reg. 1822-1848), seit 1824 Fürst von Reuß-Lobenstein und Ebersdorf, der im Jahre 1848 zugunsten des Fürsten von Reuß-Schleiz abdankt. Die Landstände setzen sich aus den Besitzern landtagfähiger Rittergüter und Mitgliedern der Stadträte zusammen. Sie haben beratende Funktion hinsichtlich der Gesetzgebung und der Steuerbewilligung. Zudem besteht eine "Gesamt-Ritter- und Landschaft" mit Sitz in Gera für Angelegenheiten im gemeinsamen Interesse aller Fürsten des Hauses Reuß jüngere Linie.

 

Territoriale Aufteilung/Verwaltungsstruktur

Das Fürstentum Reuß-Ebersdorf verfügt nicht über Mittelbehörden. Als Unterbehörde besteht seit 1815 ein Justizamt in Ebersdorf. Mit den anderen reussischen Fürstentümern sowie den Häusern der sächsisch-ernestinischen Linie ist die Reuß-Ebersdorfer Justiz seit 1820 dem Ober-Appellationsgericht in Jena unterstellt.

 

Bevölkerung

Im Jahre 1820 hat das Fürstentum Reuß-Ebersdorf eine Bevölkerungszahl von etwa 10.000 (GIS-Wert). Die Hauptstadt Ebersdorf hat im Jahr 1800 rund 900 Einwohner. Die Einwohner Reuß-Ebersdorfs gehören zum Großteil der evangelischen Glaubensrichtung an. In Ebersdorf besteht eine Herrnhutergemeinde mit rund 500 Mitgliedern im Jahre 1844. Exakte Bevölkerungszahlen oder Angaben zum Stadt-Land-Verhältnis und zur Konfession konnten für den Zeitraum von 1815 bis 1824 nicht ermittelt werden.

 

Wirtschaft

Zur Wirtschaft des Fürstentums Reuß-Ebersdorf im Zeitraum von 1815 bis 1824 liegen keine genauen Daten vor. Spätere Angaben finden sich in der Staatenbeschreibung des Fürstentums Reuß jüngere Linie.

 

Verkehr

Zum Verkehr Reuß-Ebersdorfs im Zeitraum von 1815 bis 1824 liegen keine genauen Angaben vor. Spätere Daten finden sich in der Staatenbeschreibung des Fürstentums Reuß jüngere Linie.

 

Kultur und Bildung

Zur kulturellen und bildungspolitischen Entwicklung Reuß-Ebersdorfs im Zeitraum von 1815 bis 1824 liegen keine genauen Angaben vor. Spätere Daten finden sich in der Staatenbeschreibung des Fürstentums Reuß jüngere Linie.

 

Zugehörigkeit zu Staatengemeinschaften, Zollsystemen und Zollvereinen

Alle reußischen Staaten der jüngeren Linie bilden zusammen die Reußische Fürstengemeinschaft "Reuß jüngere Linie". Bei den Verhandlungen zur Gründung des Deutschen Bundes auf dem Wiener Kongress werden alle vier Reußischen Fürstentümer gemeinsam von Vizekanzler Georg Walther Vincenz von Wiese (1769-1824) vertreten. Seit 1815 ist das Fürstentum Reuß-Ebersdorf Mitglied des Deutschen Bundes und führt im Plenum der Bundesversammlung (Bundestag) gemeinsam mit Reuß-Lobenstein und Reuß-Schleiz eine Stimme. Im "Engeren Rat" teilt es sich eine Stimme mit den Fürstentümern Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Waldeck, Reuß-Greiz, Reuß-Schleiz, Reuß-Lobenstein, Liechtenstein, Lippe-Detmold und Schaumburg-Lippe.<7p>

 

Territoriale Entwicklung ab 1824/Kulturerbe

Mit dem Tod Heinrich LIV. (1767-1824) von Reuß-Lobenstein am 7. Mai 1824 fallen die Güter des Hauses an Heinrich LXXII. von Reuß-Ebersdorf (1797-1853), der beide Länder zum Fürstentum Reuß-Lobenstein und Ebersdorf vereinigt. Im Jahre 2003 wird die 1993 durch Zusammenlegung von Ebersdorf, Friesau, Röppisch, Schönbrunn und Zoppoten entstandene Gemeinde Ebersdorf mit der Stadt Saalburg zur Stadt Saalburg-Ebersdorf vereinigt. Ende 2003 zählt der Ortsteil Ebersdorf 1.005 Einwohner und gehört zum Landkreis Saale-Orla des Bundeslandes Thüringen.
Das ehemalige Residenzschloss in Ebersdorf ist das einzige in seiner Gesamtanlage unversehrte Schloss der Fürsten Reuß jüngere Linie. Bis 1945 in Familienbesitz, wurde es nach der Fürstenenteignung 1948 bis 2000 als Pflegeheim genutzt.

 

Verwendete Literatur