III Dokumentation und Datensätze

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Regierungsbezirke

 

Landdrostei Aurich (1823-1865)

 

Geschichte/Verwaltung/Geographie

Die Landdrostei Aurich wird auf Grundlage der Landdrostei-Ordnung vom 18. April 1823 aus der bisherigen Provinzialregierung Aurich als Mittelbehörde des Königreichs Hannover gebildet. Regierungssitz ist Aurich. Im Westen und Norden grenzt die Landdrostei an die Nordsee, im Osten an das Großherzogtum Oldenburg, im Süden an die ebenfalls zum Königreich Hannover gehörende Landdrostei Osnabrück und im Westen an die Niederlande. Zur Landdrostei gehören zudem die Nordsee-Inseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog.

Die Landdrostei gliedert sich 1823 in die Ämter Aurich-Stadt, Aurich-Amt, Berum, Emden-Stadt, Emden-Amt, Esens-Stadt, Esens-Amt, Friedeburg, Jemgum, Leer-Stadt, Leer-Amt, Norden-Stadt, Norden-Amt, Greetsiel in Pewsum, Stickhausen, Weener und Wittmund. Nach verschiedenen Änderungen in der Ämterstruktur bleiben bestehen nach einer grundlegenden Verwaltungsreform im Jahre 1859 bis zur Annexion durch Preußen 1866 die Ämter Aurich-Stadt, Aurich-Amt, Berum, Emden-Stadt, Emden-Amt, Esens-Stadt, Esens-Amt, Leer-Stadt, Leer-Amt, Norden-Stadt, Stickhausen, Weener und Wittmund.

Für die Landdrostei Aurich wird eine Fläche von 54 Quadratmeilen angegeben. Der GIS-Wert beträgt 3.142km² für das Jahr 1823. Das Gebiet der Landdrostei ist weitgehend flach und bietet im Marschgebiet an der Nordsee sehr fruchtbaren Boden. Im Landesinnern herrschen Heide- und Moorgebiete vor. Hauptfluss ist die Ems.

 

Bevölkerung/Wirtschaft/Verkehr

Im Gründungsjahr 1823 liegt die Einwohnerzahl der Landdrostei Aurich bei 142.114. Bis 1865 hat sie sich um 37% auf 194.033 erhöht.

Haupterwerbszweige der Landdrostei Aurich sind Viehzucht und Ackerbau. Ackerbau wird insbesondere im fruchtbaren Marschland betrieben, der Schwerpunkt in der Viehzucht liegt auf Rinderzucht. Der Viehbestand beläuft sich 1816 auf 22.160 Pferde, 84.634 Rinder, 23.199 Schafe und 16.000 Schweine. An der Küste gibt es bedeutende Austernzucht und gute Heringsfanggebiete, auf den Inseln werden auch Robben gejagt. Die Torfgewinnung verbessert sich erheblich durch die von den Niederlanden übernommene "Fehnkultur" zur Moorkultivierung. Dabei werden zunächst schiffbare Kanäle angelegt, durch die die angrenzenden Moorflächen teilentwässert werden. Die Siedler stechen den tiefer gelegenen Torf, trocknen ihn und verkaufen ihn als Brennmaterial. Der aus den Flussläufen gewonnene Schlick wird mit dem mineralischen Boden und dem höher gelegenen Torf vermischt und kann dann landwirtschaftlich genutzt werden. Fabriken und Manufakturen gibt es kaum. Bedeutend ist hingegen der Seehandel. Hauptsitze der Handelstätigkeit sind die Seehäfen Emden und Leer.

Der Chausseebau geht in der Landdrostei Aurich nur schleppend voran. 1844 führt eine einzige Chaussee über Oldenburg, Delmenhorst und Bremen in die Hauptstadt Hannover. Nach Westfalen und in die Niederlande gibt es zunächst keine chaussierte Straße, ebenso wenig zwischen den Handelsstädten Emden und Leer. Ab 1848 bestehen Chausseeverbindungen von Aurich aus nach Norden, Emden und Leer sowie nach Wittmund und Jever. Zudem gibt es nun Straßenverbindungen nach Papenburg in der Landdrostei Osnabrück und in die Niederlande. Die erste und einzige Eisenbahnverbindung, die in hannoverscher Zeit gebaut wird, ist die 1854 fertiggestellte Verbindung von Emden über Leer und Papenburg in die preußische Provinz Westfalen. Die Landdrostei liegt an der Nordsee. Einziger schiffbarer Fluss ist die Ems. Seehäfen sind Emden, Leer und Norden. Binnenhäfen sind Aurich sowie auch Emden.

Kultur/Territoriale Entwicklung ab 1866/Kulturerbe

An höheren Bildungseinrichtungen gibt es in der Landdrostei Aurich 1820 drei Gymnasien, und zwar in Aurich, Emden und Norden. Die Einwohner kümmern sich sehr um die Wahrung der ostfriesischen Traditionen. So gründen sechs Emdener Bürger 1820 die "Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer e.V.", um Kunstschätze aus privaten Beständen in der Stadt zu halten und auszustellen. 1833 erwirbt der Verein ein eigenes Ausstellungsgebäude für die Exponate und legt damit den Grundstock für das Ostfriesische Landesmuseum.

Im Jahr 1866 wird die Landdrostei Aurich als Landesteil des Königreichs Hannover von Preußen annektiert. Die Landdrostei geht im preußischen Regierungsbezirk Aurich auf, wobei die Bezeichnung Landdrostei ebenso wie die Ämterstruktur bis 1885 erhalten bleibt.

In Aurich erinnert heute das Historische Museum im Regierungsgebäude der ostfriesischen Grafen an die jahrhundertelange Tradition der Stadt als ostfriesische Hauptstadt. Die Sammlungen der "Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer e.V." erhalten 1934 ihren heutigen Namen "Ostfriesisches Landesmuseum". 1962 werden die Exponate mit den Sammlungen der Stadt Emden zusammengeführt und seither im wiederaufgebauten Rathaus ausgestellt.

 

Verwendete Literatur