1866

 

Berücksichtigte Änderungen

 

Gesamter Beobachtungsraum: Deutscher Bund

 

Der Deutsche Krieg von 1866 beginnt im Sommer, als Preußen zunächst Holstein militärisch besetzt. Der Deutsche Bund beschließt daraufhin die Bundesexekution gegen Preußen. Am 15. Juni erfolgt eine offizielle Kriegerklärung. Preußen gewinnt sowohl in Hannover als auch in Hessen. Außerdem dringen preußische Truppen in die österreichischen Provinzen Böhmen und Mähren ein. Am 26. Juli 1866 wird in Nikolsburg ein vorläufiger Friedensvertrag geschlossen, in dem Österreich der Auflösung des Deutschen Bundes zustimmt. Auch mit Württemberg, Baden, Bayern und Hessen-Darmstadt schließt Preußen Friedensverträge, die die Auflösung des Deutschen Bundes jeweils anerkennen. Der Deutsche Bund endet endgültig mit dem Prager Friedensvertrag vom 23. August 1866. Im Laufe des Jahres 1866 waren viele deutschen Staaten aus dem Bund ausgetreten. Zuletzt gehörten lediglich noch Österreich, Bayern, Sachsen, Württemberg, Hannover, Kurhessen, Hessen-Darmstadt, Nassau und Liechtenstein dem Bund an.[1] Der Deutsche Zollverein bestand trotz der Kriegshandlungen weiter.[2]

Bereits am 18. August schließen sich zahlreiche deutsche Staaten zu einem neuen Bündnis zusammen, dem Norddeutschen Bund. Nicht Mitglied des Norddeutschen Bundes werden Baden, Bayern, Württemberg und der südliche Teil Hessen-Darmstadts.[3]

 

Gesamter Beobachtungsraum: Norddeutscher Bund

 

Am 18. August 1866 schließen verschiedene norddeutsche Staaten einen Bündnisvertrag ab. Der Vertrag umfasst ein Militärbündnis, eine gemeinsame Bundesverfassung und ein gemeinsames Parlament. Unterzeichner sind zunächst Preußen, Anhalt, Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lippe, Lübeck, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Reuß jüngere Linie, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Weimar-Eisenach, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt und Waldeck. Am 26. September tritt Reuß ältere Linie dem Vertrag bei, am 8. Oktober Sachsen-Meiningen und schließlich das Königreich Sachsen mit Vertrag vom 21. Oktober 1866.[4] Hessen-Darmstadt gehört mit seinen nördlich des Mains gelegenen Gebieten dem Bund an.[5]

 

Bayern

 

Bayern und Preußen schließen am 22. August 1866 den Frieden von Berlin. Darin erkennt Bayern die Auflösung des Deutschen Bundes an und verpflichtet sich, einige Gebiete im Norden Bayerns an Preußen abzutreten. So erhält Preußen das Bezirksamt Gersfeld aus dem Kreis Oberfranken und Aschaffenburg mit insgesamt 54 Gemeinden und 23.304 Einwohnern, sowie einen Teil des Bezirksamts Gemünden mit 9.058 Einwohnern und die bayerische Exklave Kaulsdorf (506 Einwohner).[6]

 

Frankfurt

 

Die Freie Stadt Frankfurt wird mit Gesetz vom 20. September 1866 ein Teil Preußens. Die offizielle Besitznahme erfolgt mit einem Patent vom 3. Oktober 1866.[7]

HGIS Germany beobachtet Frankfurt ab 1866 – ebenso wie Berlin, Dresden, Hannover, Karlsruhe München und Stuttgart – als Stadtfläche. Die eigentliche Stadt Frankfurt besteht 1866 aus Altstadt, Neustadt und Sachsenhausen und umfasst mit Gemarkungen und Waldflächen etwa 70km². Zur Verwaltung wird ein „Kreis Frankfurt“ eingerichtet. Er umfasst  neben dem Stadtgebiet auch die Landgemeinden Bonames, Bornheim, Hausen, Niederursel, Nieder- und Oberrad.[8]

 

Hannover

 

Das im deutsch-deutschen Krieg unterlegene Königreich Hannover fällt an Preußen. Das Annexionsgesetz vom 20. September 1866 macht Hannover zu einem Bestandteil des Preußischen Staates, die offizielle Besitzergreifung erfolgt am 3. Oktober 1866.[9]

 

Hessen-Darmstadt

 

Der Friedensvertrag zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt vom 3. September 1866 vereinbart, dass Hessen-Darmstadt mit seinen nördlich des Mains gelegenen Landesteilen dem Norddeutschen Bund beitritt. Außerdem überlässt Hessen-Darmstadt Preußen die Landgrafschaft Hessen-Homburg, die nach dem Tod des Landgrafen 1866 an Hessen-Darmstadt gefallen war sowie das so genannte Hinterland mit dem Kreis Biedenkopf, dem Kreis Vöhl einschließlich der Exklaven Eimelrod und Höringhausen und einem Teil des Kreises Gießen. Ebenfalls an Preußen kommen die Orte Niederursel und Rödelheim. Hessen-Darmstadt erhält im Gegenzug einige Gebiete aus vormals nassauischen und kurhessischen Besitz: das nassauische Amt Reichelsheim, den kurhessischen Distrikt Katzenberg, das Amt Nauheim sowie die Orte Treis an der Lumda, Massenheim und Rupendorf.[10]

 

Hessen-Homburg

 

Der letzte Landgraf von Hessen-Homburg stirbt am 24. März 1866. Hessen-Darmstadt erbt die Landgrafschaft, muss sie jedoch im Friedensvertrag vom 3. September 1866 an Preußen abtreten. Hessen-Homburg inklusive des Landesteils Meisenheim wird mit Gesetz vom 24. Dezember 1866 mit Preußen vereinigt.[11]

 

Hessen-Kassel

 

Das Kurfürstentum Hessen-Kassel unterliegt Preußen im Deutschen Krieg. Mit Gesetz vom 20. September 1866 wird Hessen-Kassel mit Preußen vereinigt, der Staat Hessen-Kassel endet. Die offizielle Besitznahme erfolgt am 3. Oktober 1866. Da erst 1867 eine neue preußische Provinz mit entsprechenden Regierungsbezirken für die Verwaltung entsteht, bestehen die vier kurhessischen Bezirke zunächst weiter.[12]

 

Holstein / Schleswig

 

Mit dem Prager Friedensschluss zwischen Preußen und Österreich vom 23. August 1866 kommen die Herzogtümer Holstein und Schleswig an Preußen. Mit dem Gesetz vom 24. Dezember 1866 annektiert Preußen das Gebiet zunächst, die Übernahme erfolgt am 12. Januar 1867.[13]

 

Liechtenstein

 

Mit Ende des Deutschen Bundes gehört Liechtenstein – ebenso wie Österreich – nicht mehr  zum Hauptbeobachtungsraum von HGIS Germany.

 

Luxemburg

 

Luxemburg bleibt auch nach seinem Ausscheiden aus dem Deutschen Bund im August 1866 weiterhin Teil des Deutschen Zollvereins.[14] Es  gehört damit auch weiterhin zum Hauptbeobachtungsraum von HGIS Germany.

 

Nassau

 

Preußen besiegt im Deutschen Krieg von 1866 auch das Herzogtum Nassau. Mit dem Gesetz vom 20. September 1866 wird Nassau mit Preußen vereinigt. Damit endet der Staat Nassau. Die Besitznahme des Landes erfolgt mit einem Patent vom 3. Oktober 1866.[15]

 

Niederlande

 

Mit dem Ende des Deutschen Bundes gehört die niederländische Provinz Limburg nicht mehr zum Hauptbeobachtungsraum von HGIS Germany.

 

Österreich / Italien

 

Österreich tritt am 11. Juni 1866 Venetien an Frankreich ab, um sich dessen Neutralität mit Krieg gegen Italien zu versichern. Im Prager Friedensvertrag vom 23. August 1866 sowie in einem Friedensvertrag mit Italien vom 3. Oktober 1866 stimmt Österreich zu, dass Venetien mit Italien vereinigt wird.[16]

Mit dem Ende des Deutsche Bundes gehört Österreich nicht mehr zum Hauptbeobachtungsraum von HGIS Germany.

 

Preußen

 

Preußen annektiert Holstein und Schleswig und nimmt auch Hannover, Hessen-Kassel, Hessen-Homburg, Nassau, Frankfurt sowie Teile Hessen-Darmstadts und Bayerns in Besitz. Siehe jeweils dort.

 

Küstenlinie

 

Zwischen der Insel Nordstrand und der vorgelagerten Pohnshallig entsteht 1866 der Morsum-Koog. Er dient – ebenso wie ein Damm – der Aufschlickung zwischen Insel und Hallig.[17]

 



[1] Vgl. Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen vom 23. August 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 71-80. Siehe auch: Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 3, S. 568-577.

[2] Vgl. Hahn, Geschichte des Deutschen Zollvereins, S. 181.

[3] Siehe auch oben. Vgl. Präliminar-Friedensvertrag und Waffenstillstands-Convention zwischen Österreich und Preußen vom 26. Juli 1866, abgedr. in: CTS, 132, S. 463-468; Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen vom 23. August 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 71-80. Siehe auch: Hansen, Demokratie oder Nationalismus, S. 459; Bérenger, Die Geschichte des Habsburgerreiches 1273 bis 1918, S. 644-654; Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 3, S. 568-577.

[4] Vgl. Bündnisvertrag zwischen Anhalt, Bremen, Braunschweig, Hamburg, Lippe, Lübeck, Oldenburg, Preußen, Reuß-Schleiz, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Großherzogtum Sachsen, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen sowie Waldeck vom 18. August 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 39-45; Vertrag zwischen Preußen und Reuß-Greiz vom 26. September 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 185-188; Friedensvertrag zwischen Preußen und Sachsen-Meiningen vom 8. Oktober 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 225-227; Friedensvertrag zwischen Sachsen und Preußen vom 21. Oktober 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 265-277.

[5] Siehe unter Hessen-Darmstadt.

[6] Vgl. Friedensvertrag zwischen Bayern und Preußen vom 22. August 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 53-63. Siehe auch: Ernst Deuerlein, Bayern, in: Georg Wilhelm Sante, Hg., Geschichte der Deutschen Länder. „Territorien Ploetz“, 2 Bde., Bd. 2: Die deutschen Länder vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart. Würzburg 1971, S. 372-407, hier S. 380; Volkert, Bayern, S. 527.

[7] Vgl. Gesetz betreffend die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstentum Hessen, des Herzogtums Nassau und der Freien Stadt Frankfurt mit der Preußischen Monarchie vom 20. September 1866, abgedr. in: GS 1866, S. 555-556; Patent wegen Besitznahme der vormaligen freien Stadt Frankfurt, 3. Oktober 1866, abgedr. in: GS 1866, S. 600-602. Siehe auch: Grundriß, Band 11, S. 279f.

[8] Vgl. Wilfried Forstmann, Frankfurt am Main in Wilhelminischer Zeit 1866-1918, in: Frankfurter Historische Kommission, Hg., Frankfurt am Main. Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen, Sigmaringen 1994 (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission, Bd. 17), S. 349-422, hier S. 385.

[9] Vgl. Gesetz betreffend die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstentum Hessen, des Herzogtums Nassau und der Freien Stadt Frankfurt mit der Preußischen Monarchie vom 20. September 1866, abgedr. in: GS 1866, S. 555-556. Siehe auch: Barnmeyer-Hartlieb, Liberale Verwaltungsreform als Mittel zur Eingliederung Hannovers in Preußen, S. 127; Brosius u.a., Niedersachsen, S. 568; Grundriß, Band 10, S. 131; Klein, Königreich Hannover, S. 685.

[10] Vgl. Friedensvertrag zwischen Hessen-Darmstadt und Preußen vom 3. September 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 147-157. Siehe auch: Franz, Hessen 1820-1939, S. 288-291; Grundriß, Band 11, S. 33 und S. 132.

[11] Vgl. Friedensvertrag zwischen Hessen-Darmstadt und Preußen vom 3. September 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 147-157. Siehe auch: Dörlemeyer, Fragmentarische Staatlichkeit., S. 31; Grundriß, Band 11, S. 226f.

[12] Vgl. Gesetz betreffend die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstentum Hessen, des Herzogtums Nassau und der Freien Stadt Frankfurt mit der Preußischen Monarchie vom 20. September 1866, abgedr. in: GS 1866, S. 555-556; Patent wegen Besitznahme des vormaligen Kurfürstentums Hessen vom 3. Oktober 1866, abgedr. in: GS 1866, S. 594-596. Siehe auch: Franz, Hessen 1820-1939, S. 288; Grundriß, Band 11, S. 33 und S. 288.

[13] Vgl. Brandt, Geschichte Schleswig-Holsteins, S. 240; Hansen, Demokratie oder Nationalismus, S. 459; Steiniger, Schleswig-Holstein, S. 770.

[14] Vgl. Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 3, S. 567.

[15] Vgl. Gesetz betreffend die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstentum Hessen, des Herzogtums Nassau und der Freien Stadt Frankfurt mit der Preußischen Monarchie vom 20. September 1866, abgedr. in: GS 1866, S. 555-556; Patent wegen Besitznahme des vormaligen Herzogtums Nassau, 3. Oktober 1866, abgedr. in: GS 1866, S. 597-599. Siehe auch: Grundriß, Band 11, S. 132.

[16] Vgl. Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen vom 23. August 1866, abgedr. in: CTS, 133, S. 71-80; Friedensvertrag zwischen Österreich und Italien vom 3. Oktober 1866, abgedr. in: MET, 3, S. 1749-1759. Siehe auch: Bérenger, Die Geschichte des Habsburgerreiches 1273 bis 1918, S. 626-655; Lichtenberger, Österreich, S. 8.

[17] Vgl. Prange, Die Bedeichungsgeschichte der Marschen in Schleswig-Holstein, S. 35 und S. 42.